Häufig bestimmt der Hausarzt bei Verdacht auf Diabetes mellitus Typ 2 lediglich die Nüchternblutzuckerwerte oder Langzeitblutzuckerwerte (HbA1c-Wert). Diese sind dann häufig in Ordnung, sodass der Patient glücklich nach Hause geht und einfach weiterlebt wie bisher.
Es ist in dem Fall ja vermutlich auch sogar richtig, dass kein Diabetes vorliegt. Es kann aber dennoch eine Insulinresistenz vorliegen - das wird in solchen Fällen von den Ärzten meist komplett ignoriert und kann gefährlich werden.
Leider ist eine Insulinresistenz ein schleichender Prozess und der Vorläufer von Diabetes mellitus Typ 2. Das bedeutet, es kann bereits jahrelang eine Insulinresistenz vorliegen, auch wenn noch kein Diabetes diagnostiziert werden kann. In einer solchen Situation lediglich den Langzeitblutzuckerwert zu ermitteln und dann einfach weiterzumachen wie bisher ist schon ein ziemlicher Garant für eine baldige Diabetes Diagnose.
Solltest du also - aus welchem Grund auch immer - die Befürchtung haben, unter einer Insulinresistenz oder Diabetes zu leiden, dann bitte deinen Arzt nicht nur um den Langzeitblutzuckerwert, sondern auch um die Ermittlung des HOMA-Index oder um die Durchführung eines Zuckerbelastungstests (oGTT). Auf den HOMA-Index gehe ich in diesem Artikel näher ein.
Was ist also der HOMA-Index?
Der HOMA-Index, eine Abkürzung für "Homeostasis Model Assessment", ist ein mathematisches Modell, das entwickelt wurde, um die Insulinresistenz zu bewerten. Er wird berechnet, indem der Nüchternblutzuckerspiegel mit dem Nüchterninsulinspiegel multipliziert und durch eine Konstante dividiert wird. Ein höherer HOMA-Index deutet auf eine höhere Insulinresistenz und möglicherweise auf eine beeinträchtigte Bauchspeicheldrüsenfunktion hin.
Ein HOMA-Index bis 1 gilt als normal, ein Wert bis zu 2,5 kann ein Hinweis auf eine Insulinresistenz sein. Ab 2,5 ist eine Insulinresistenz sehr wahrscheinlich und ein HOMA-Index ab 5 ist der Durchschnitt eines Typ 2 Diabetikers.

Warum ist der HOMA-Index in dieser Situation so viel aussagekräftiger als der HbA1c-Wert?
Im Vergleich zum HbA1c-Wert, der den durchschnittlichen Blutzuckerspiegel über einen Zeitraum von zwei bis drei Monaten widerspiegelt, bietet der HOMA-Index eine präzisere Einsicht in die Insulinresistenz und die Funktionsfähigkeit der Bauchspeicheldrüse. Insulinresistenz ist, wie oben bereits beschrieben, ein frühes Merkmal von Typ 2 Diabetes und kann oft Jahre (!!!) vor der Diagnosestellung beobachtet werden. Der HOMA-Index ermöglicht somit eine frühzeitige Intervention und eine gezielte Behandlung, noch bevor sich der HbA1c-Wert signifikant erhöht. Das erklärt, warum Menschen häufig schon viele unerklärliche Symptome aufweisen und dennoch gute Langzeitblutzuckerwerte haben.
Die Bestimmung des HbA1c-Werts allein kann zwar helfen, Diabetes zu diagnostizieren und zu überwachen, doch der HOMA-Index liefert zusätzliche Informationen über die Insulinresistenz, die bei der Früherkennung und Behandlung von Diabetes Typ 2 entscheidend sein können. Ein hoher HOMA-Index kann darauf hinweisen, dass der Körper bereits Schwierigkeiten hat, Insulin effektiv zu nutzen, auch wenn der HbA1c-Wert noch im normalen Bereich liegt.
Es ist nämlich so, dass bei häufig hohen Blutzuckerwerten die Zellen auf das von der Bauchspeicheldrüse produzierte Insulin irgendwann nicht mehr gut reagieren. Du kannst dir das so vorstellen, dass das Insulin die Zellen öffnet, ähnlich wie ein Schlüssel eine Tür. Sind die Zellen geöffnet, kann der Zucker aus dem Blut dort aufgenommen werden und der Blutzuckerspiegel sinkt. Wenn jedoch die Zellen bereits übersättigt sind, öffnen sie nicht mehr für den Zucker. Der Blutzuckerspiegel bleibt erhöht, sodass die Bauchspeicheldrüse produziert daher mehr und mehr Insulin produziert. Durch die vermehrte Insulinproduktion werden die Zellen letzten Endes “gezwungen”, sich zu öffnen und den Zucker aus dem Blut aufzunehmen. Dadurch sinkt der Blutzuckerspiegel nun doch. Genauer erkläre ich diesen Prozess hier.
Da der Langzeitblutzuckerwert bloß den durchschnittlichen Wert der letzten drei Monate darstellt, fällt bei dessen Ermittlung nicht auf, dass diese vermeintlich guten Langzeitwerte nur durch die wirklich immense Arbeit der Bauchspeicheldrüse bestehen können. Dabei entstehen mindestens zwei Probleme. Einerseits liegen erhöhte Insulinwerte vor, welche wiederum zu einem gestörten Fettstoffwechsel, Übergewicht und zu Entzündungen führen können. Andererseits kann die Bauchspeicheldrüse dadurch ausbrennen. Sie ist nämlich nicht darauf ausgelegt, über einen so langen Zeitraum hinweg so viel Insulin zu produzieren.

Der Wert ist jedoch nur dann hilfreich, wenn die Bauchspeicheldrüse noch einigermaßen gut arbeitet
Die Aussagekraft des HOMA-Index bleibt erhalten, solange die Bauchspeicheldrüse noch eine ausreichende Insulinproduktion aufrechterhalten kann. Da Insulinresistenz ein schleichender Prozess ist, kann der HOMA-Index bereits prädiabetische Zustände identifizieren, in denen die Bauchspeicheldrüse zwar noch Insulin produzieren kann, jedoch nicht mehr ausreichend, um den erhöhten Bedarf zu decken. Eine frühe Intervention, einschließlich einer gezielten Ernährungsumstellung, Bewegung und gegebenenfalls medikamentöser Therapie, kann das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen oder sogar verhindern. Deshalb ist es so wichtig, bereits vor der Diabetes-Diagnose zu verstehen, dass gerade etwas schief läuft.
Insgesamt ist der HOMA-Index ein wertvolles Instrument zur Früherkennung und Überwachung von Diabetes mellitus. Seine Fähigkeit, Insulinresistenz und die Funktionsfähigkeit der Bauchspeicheldrüse präzise zu bewerten, macht ihn zu einem unverzichtbaren Werkzeug in der Behandlung dieser weit verbreiteten Erkrankung. Eine regelmäßige Überwachung des HOMA-Index kann dazu beitragen, das Risiko von Diabetes-assoziierten Komplikationen zu reduzieren und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.
Obwohl der HOMA-Index ein äußerst nützliches Instrument zur Bewertung von Insulinresistenz und Bauchspeicheldrüsenfunktion bei Typ-2-Diabetes ist, verliert er an Bedeutung, sobald die Bauchspeicheldrüse ihre Funktionsfähigkeit verliert. Dies liegt daran, dass der HOMA-Index auf der Annahme beruht, dass die Bauchspeicheldrüse noch ausreichend Insulin produziert, um die Insulinresistenz auszugleichen. Wenn jedoch die Insulinproduktion der Bauchspeicheldrüse im Laufe der Zeit abnimmt oder vollständig versagt, verliert der HOMA-Index seine Aussagekraft, die Werte werden verzerrt dargestellt.
In fortgeschrittenen Stadien von Typ-2-Diabetes, insbesondere bei Patienten, die bereits Insulin benötigen oder deren Bauchspeicheldrüsenfunktion stark beeinträchtigt ist, ist der HOMA-Index daher nicht mehr so aussagekräftig. In diesen Fällen können andere Parameter wie der Nüchternblutzuckerspiegel, der HbA1c-Wert und die Insulinspiegel nach den Mahlzeiten wichtiger sein, um den Krankheitsverlauf zu überwachen und die Behandlung anzupassen.
Ich hoffe, ich konnte dir das Mysterium der diversen Diagnose- und Überwachungsverfahren wenigstens etwas näher bringen. Solltest du dazu fragen haben oder mein ganzheitliches Coaching bei Insulinresistenz oder Diabetes mellitus Typ 2 anfragen wollen, melde dich gern bei mir!